Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414 – 1418

konstanzer_konzil_intro_2          1417 wurde Papst Martin V. im Kaufhaus am Hafen von Konstanz gewählt.

Arbeitskreis Stadtgeschichte besucht die große badische Landesausstellung

Am Samstag, dem 17. Mai, besucht der Arbeitskreis Stadtgeschichte – Geschichtsverein Metzingen e. V. die große Landesausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe im Konzilsgebäude in Konstanz. Interessenten können sich noch bis 31. März bei Rolf Scheu (Tel. 07123 / 33700) oder bei Peter Rogosch (Tel. 07123 / 4809) anmelden.

Vor 600 Jahren war der Konstanzer Fürstbischof, Otto III. von Hachberg, für vier Jahre Gastgeber eines europäischen Kongresses. Jahrzehnte dauerte schon das große „Abendländische Schisma“ der Kirche. Die Kirche war tief gespalten. Seit 1378 stritten sich zwei Päpste um den Primat in der Kirche. Das Konzil von Pisa erklärte 1409 beide für abgesetzt und wählte einen neuen Papst. Doch alle drei fanden ihre feste Unterstützung durch europäische Könige. So beanspruchten fortan nun drei Päpste das Anrecht auf den Stuhl Petri: Gregor XII., Benedikt XIII. und Johannes XXIII. Europa stürzte in ein politisches, theologisches und kirchenrechtliches Chaos.

Der Zusammenhalt des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ war von inneren und äußeren Wirren bedroht, zumal sich zeitweise auch gleich drei Anwärter um die Krone des Reiches stritten. Um die Einheit der Kirche wieder herzustellen, luden im Jahre 1414 König Sigismund, Sohn Kaiser Karls IV., und Papst Johannes XXIII. zu einem Generalkonzil nach Konstanz ein. Mit einigen Unterbrechungen sollte es vier Jahre dauern. Am Ende verloren alle drei Päpste ihr Anrecht auf den päpstlichen Thron. Im ersten Stock des großen Kaufhauses am Konstanzer Hafen (heute wird es als Konzilsgebäude bezeichnet) tagte das Konklave. Das Kardinalskollegium und die Delegierten der „fünf Nationen“ wählten am Martinitag, dem 11.11.1417, Kardinal Otto Colonna zum neuen Papst. Im Respekt vor dem Tagesheiligen nannte er sich Papst Martin V. So endete 1418 der größte kirchliche und politische Kongress des Mittelalters.

Das große „Abendländische Schisma“ war damit ebenfalls beendet. Drei Ziele hatte sich das Konzil, das im Konstanzer Münster tagte, gesetzt: die Einheit der Kirche (Causa Unionis) wieder herzustellen, den Kampf gegen die Ketzerei (Causa Fidei) und die Reform der Kirche an ‚Haupt und Gliedern’ (Causa Reformationis). – Es sollen zwischen 70.000 und 80.000 Menschen gewesen sein, die den neuen Papst bejubelt haben. Konstanz, damals Costentz genannt, zählte um diese Zeit zwischen 5.000 und 7.000 Einwohner und beherbergte zeitweise bis zu 10.000 hochrangige Gäste mit ihren Pferden innerhalb der Stadtmauern.

Die ersten beiden Ziele wurden erreicht. Über das dritte Ziel, die Reform der Kirche, wurde zwar viel diskutiert, erreicht wurde es keineswegs. Im Gegenteil, der Prager Reformator und einstige Rektor der ältesten Universität nördlich der Alpen und östlich von Paris, der u. a. gegen klerikale Missstände kämpfte, wurde als Ketzer verbrannt und das ungeachtet des königlichen Geleitbriefes, der ihm eigentlich die Sicherheit seiner Person garantiert hatte. Diese Freveltat des Konzils fand im damaligen Konstanz jedoch wenig Beachtung. Erst die rund zwanzig Jahre andauernden blutigen Hussitenkriege haben das Schicksal von Jan Hus und des ebenfalls kurz nach Hus auf einem Konstanzer Scheiterhaufen verbrannten Humanisten Hieronymus von Prag zum historischen Ereignis werden lassen.

Auf der Fahrt nach Konstanz wird AKS-Vorsitzender Peter Rogosch über die historischen Hintergründe des Konzils informieren, auch über die Gäste aus ganz Europa. Selbst das Kaiserreich Byzanz entsandte eine Delegation nach Konstanz. Die Auswahl von Konstanz als Konzilsstadt, das Leben, die Verpflegung und die Vergnügungen der Konzilsgäste werden ebenfalls beleuchtet. Die Vorbereitung und die Leitung der Exkursion hat Rolf Scheu.