Auf den Spuren von Philipp Melanchthon und Dr. Faust

In diesem Jahr wird allerorten mit vielen Veranstaltungen und Ausstellungen an die Reformation erinnert, die 1517 mit Martin Luthers 95 Thesen begann. Luthers Leben und Wirken, seine Theologie, seine Bibelübersetzung, seine Standhaftigkeit und seine Arbeitskraft stehen dabei meist im Mittelpunkt der Jubiläumsfeiern. Luthers bedeutendster Mitarbeiter, Philipp Melanchthon, 1497 in Bretten geboren und 1560 in Wittenberg gestorben, aus dessen Feder die wichtigsten Bekenntnisschriften der Reformation stammen, wird dabei oft nur am Rande erwähnt. Doch ohne dieses Sprachgenie, das schon als Jugendlicher die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch beherrschte und mit 21 Jahren Griechischprofessor in Wittenberg und Luthers engster Mitarbeiter wurde, hätte der Reformator nicht seine enorme Wirkung erzielen können. Melanchthon war ein Universalgelehrter, der über fast alle Wissensgebiete seiner Zeit hervorragend Bescheid wusste, darüber Vorlesungen hielt und Lehrbücher schrieb. Er war trotz schwacher Gesundheit immens fleißig. Viele namhafte Persönlichkeiten Europas suchten seinen Rat. Über 11.000 Briefe sind von ihm bekannt. Schon zu Lebzeiten erhielt er den Ehrentitel „Lehrer Deutschlands“ (Praeceptor Germaniae). Der Arbeitskreis Stadtgeschichte und die Familienbildungsarbeit (fba) wollten seinen Spuren nachgehen und luden zu einem Besuch seiner Heimatstadt Bretten ein. Über vierzig Interessierte folgten der Einladung nach Bretten und ins Faustmuseum nach Knittlingen. Bretten war im Mittelalter nach Heidelberg die wichtigste Stadt der Kurpfalz, sie feiert in diesem Jahr ihre erste urkundliche Erwähnung vor 1250 Jahren. 1803 kam sie an das Großherzogtum Baden.

Erstes Ziel war das Melanchthonhaus, ein beeindruckendes rotes Sandsteingebäude im Stil des Historismus. Es steht auf dem Boden des 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Geburtshauses des Reformators. Das Haus, das die Auszeichnung „Stätte des Europäischen Humanismus“ trägt, informiert in einzigartiger Weise über Melanchthon und die Reformation.


Bretten, Marktplatz

Nach einem kurzen Rundgang durch die malerische Altstadt, die nach 1689 wieder aufgebaut wurde und dem Mittagessen im historischen „Schweizer Hof“ fuhren wir in das benachbarte Knittlingen. Das kleine Städtchen ist seit dem 16. Jahrhundert württembergisch. Dort wurde 1480 der berühmt-berüchtigte Dr. Johann Georg Faust geboren. Über sein unstetes Leben weiß man nicht viel, sicher ist, dass er als Arzt, Alchimist und Astrologe arbeitete und immer wieder in den Orten, in denen er lebte, „unerwünscht“ war. Sein plötzlicher Tod in Staufen im Breisgau durch eine Schwarzpulverexplosion gab den Anstoß zur Legende, er sei vom Teufel geholt worden.

Wir besuchten das Faustmuseum im alten Rathaus, das eine umfassende Darstellung seiner Person und seines Mythos präsentiert. Es dokumentiert die mündliche Tradierung von Fausts Leben, die Volksbücher und Puppenspiele sowie die vielfältigen Faust-Interpretationen von Goethe über Thomas Mann bis in die Gegenwart. Auch die Darstellungen des Themas in der Musik, im Theater und im Film werden gezeigt.

Bei dieser Exkursion haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Wissen über zwei Personen der deutschen Geschichte vertieft, die je auf ihre eigene Weise tiefe Spuren in der europäischen Kultur hinterlassen haben. Die Leitung hatten Dr. Christiane Hauber und Rudolf Renz.

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