Spurensuche im Uracher Schloss: Mechthild von der Pfalz

Der Arbeitskreis Stadtgeschichte war auf Spurensuche im Uracher Schloss. Die Exkursion galt einer bedeutenden Fürstin: Mechthild von der Pfalz förderte Wissenschaft und Literatur.

Eine Braut für eine halbe Grafschaft

Die Braut aus der Kurpfalz war eine wahrlich gute Partie. Mechthild (1419 bis 1482) brachte neben Bildung und Lebensart einen ordentlichen Batzen Geld mit ins Württembergische.

Gulden Kur-Pfalz Ludwig IV. 1436-1449

Ihre Mitgift betrug 30 000 Gulden in Goldmünzen, allein der Materialwert entspricht heute fast vier Millionen Euro, die Kaufkraft beläuft sich auf etwa zwölf Millionen Euro.

An Mechthilds einstiger Wirkungsstätte, dem Residenzschloss Urach, endete am Sonntag eine Ausstellung, die sich dem Leben und Wirken einer Fürstin widmete, die bedeutende Spuren in der Geschichte des deutschen Südwestens hinterließ.

Zwei Universitäten

Auch den Metzinger Arbeitskreis Stadtgeschichte (AKS) führte kürzlich eine Exkursion zur Ausstellung in die Nachbarstadt. Die Exponate in Mechthilds ehemaliger Residenz führten die Gruppe durch das Leben einer Frau, die einen wichtigen Beitrag zur Gründung der Universitäten Freiburg und Tübingen leistete, politisch klug, hartnäckig und eigenständig agierte sowie Literatur und Kultur förderte. Urkunden, Briefe, persönliche Gegenstände und Mechthilds Testament spiegeln den vielschichtigen Charakter einer Fürstin wider, die sich in einer von Männern geprägten Welt zu behaupten wusste.

1436 heiratete sie den württembergischen Grafen Ludwig, mit dem sie 1442 ins Uracher Schloss zog. Ihr Mann war nach der Landesteilung Herr über eine halbe Grafschaft, seine neue Residenzstadt zählte etwa 1000 Einwohner. Urach, eingerahmt von den Höhen der Alb, war noch verwurzelt in den Traditionen des Mittelalters. Der Kontrast zu Mechthilds Geburtsort Heidelberg, der prächtigen und weltläufigen Universitätsstadt, könnte wohl nicht sehr viel größer gewesen sein. Doch die Fürstin lebte sich schnell ein und begann, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Ein besonderes Augenmerk Mechthilds galt dabei dem Kloster Güterstein.

Erstmals zu sehen

Die Fürstin war die einzige Frau, der es erlaubt war, die Kartause ein Mal im Jahr zu betreten. Einlass erhielt sie jeweils am Todestag ihres Mannes Ludwig (1412 bis 1450), an dessen Seite sie 1482 im Kloster Güterstein beigesetzt worden ist. Ein Fundstück, wahrscheinlich der Kopf eines trauernden Mannes, war anlässlich der Ausstellung erstmals im Uracher Schloss zu sehen. Es ist denkbar, dass die Skulptur einst zum Grabmal Mechthilds gehörte.

 

 

Schlossführerin Janina Schott brachte den Teilnehmern der AKS-Exkursion die Welt Mechthilds („Sie war eine Ausnahmeerscheinung“) kenntnisreich und kurzweilig näher.

Für die Gäste aus Metzingen ging es nach dem Schlossbesuch weiter auf den Spuren der württembergischen Grafen und Herzöge zu bedeutenden Bauwerken Bad Urachs. Dr. Christiane Hauber vom Arbeitskreis Stadtgeschichte hatte die Tour in die Geschichte der alten Residenzstadt exzellent vorbereitet und führte die Gruppe beispielsweise in den Spitalbezirk und damit in einen Bereich, der manchem Exkursionsteilnehmer bislang unbekannt war.

Gestiftet wurde das Spital 1480 von Mechthilds Sohn, Graf Eberhard im Barte. Heute ist dort die Gemeinschaftsschule angesiedelt, der Chor der 1959 abgerissenen Spitalkirche erinnert allerdings noch an das historische Erbe. Vorbei an der um 1500 fertiggestellten Amanduskirche, dem evangelischen Stift, der alten Garnsiede, der Klostermühle und dem Chorherrenhaus endete für den AKS ein spannender Tauchgang in die Uracher Geschichte.