Altstadt und Burg

Der Arbeitskreis Stadtgeschichte besuchte Kirchheim und die Teck

Am Samstag, dem 18.10.2014, lud der AKS zu einer Tagesexkursion nach Kirchheim ein. Bei herrlichem Herbstwetter erwartete die über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein interessantes Programm. Die beiden Führer, Dr. Eberhard Sieber und Günther Erb, begeisterten durch ihre profunden Kenntnisse der Stadt- und Landesgeschichte, die sie auf lebendige und unterhaltsame Weise vermittelten.

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Dr. Eberhard Sieber                Günther Erb

Am Vormittag besichtigten die Teilnehmer die historische Altstadt und einige Gründerzeitbauten des bekannten Architekten Manz, der auch im Ermstal und Reutlingen gebaut hat.

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Die historische Altstadt von Kirchheim gilt zu Recht als eine der schönsten in Baden-Württemberg. Am Samstag, einem Markttag, beeindruckte sie besonders durch die vielen Menschen, die zwischen den schön restaurierten Fachwerkhäusern zum Einkaufen und Flanieren unterwegs waren.

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Kirchheim wird im Jahr 960 erstmals urkundlich erwähnt, doch der Ort geht schon auf die alemannische Zeit des 6. bis 7. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert erhielt er das Marktrecht. Damals gehörte er den Herzögen von Zähringen, 1186 ging er an die Herzöge von Teck und im 14. Jahrhundert an Württemberg über. Zwischen 1220 und 1230 wurde die Marktsiedlung zur Stadt erhoben und ab 1270 mit einer Stadtmauer umgeben. Ab 1539 wurde die Stadt von Herzog Ulrich zur württembergischen Landesfestung ausgebaut; damals entstand auch das herzogliche Schloss im Renaissancestil. Das heutige Erscheinungsbild der Altstadt ist vom Wiederaufbau nach dem verheerenden Stadtbrand von 1690 geprägt, dem fast 300 Häuser zum Opfer fielen.

20141018-2-0236220141018-2-02350Das Rathaus, ein beeindruckender Fachwerkbau mit Kassettendecke und Mondphasenuhr, wurde beim Wiederaufbau vom Gelände des heutigen Marktplatzes auf seine heutige Position versetzt. Dieses, die gotische Martinskirche und das Max-Eyth-Haus (Geburtsort von Max Eyth) wurden von außen in Augenschein genommen, das Stadtmuseum in Kornhaus 20141018-2-02356besuchte ein Teil der Gruppe am Nachmittag. Im Renaissance-Schloss konnten die Teilnehmer die Weilheimer Fürstenbilder des Hauses Württemberg und die Witwenräume der württembergischen Herrscher mit einer Führung erkunden.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Kirchheim eine bedeutende Textilindustrie, später kam die Metallindustrie dazu. 1864 erhielt Kirchheim Anschluss an die erste Privateisenbahn in Württemberg. Ende des 19. Jahrhunderts baute Manz große Fabrikanlagen für die blühende Industrie und standesgemäße Villen für deren Unternehmer. Einige von ihnen konnten noch besichtigt werden. Es sind leider nur noch wenige, dafür aber besonders beeindruckende Gebäude. Einige Villen und die Fabrikgebäude sind in den 1960er und 1970 Jahren der Spitzhacke zum Opfer gefallen.
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Nach dem Schlossbesuch fuhr ein großer Teil der Exkursionsteilnehmer zur Teck. 20141018-2-02432.1 Dieser Ausflug erforderte einen nicht ganz leichten Anstieg vom Parkplatz auf die 773 Meter hoch gelegene Gipfelburg. Sie entstand im 12. Jahrhundert, heute sind nur noch Grund- und Stützmauern erhalten, auf die im 19. Jahrhundert ein Aussichtsturm gebaut wurde. 1933 wurde neben dem Turm die Mörikehalle, eine Veranstaltungshalle, errichtet. In den 1950er Jahren baute der Schwäbische Albverein die Anlage zu einem Wanderheim mit Gaststätte und Schlafräumen aus. Eberhard Sieber und Günther Erb informierten kenntnisreich über die Geografie und Geschichte der Burg. Die alte Burg wurde 1525 im Bauernkrieg völlig zerstört. Die Burgruine sollte im 18. Jahrhundert zu einer modernen Festung ausgebaut werden, die Arbeiten wurden aber schon bald wieder eingestellt und die unvollendeten Neubauten teilweise wieder abgetragen. Fortan blieb die Teck eine Ruine. Die großartige Aussicht am späten Nachmittag und die gewonnenen Erkenntnisse entschädigten die Bergwanderer für ihre Anstrengung: Erinnerungen wurden geweckt und Neues erfahren.

Weitere Bilder zeigt das Fotoalbum.