Erinnerungen und mehr

Geschichte: Gerhard Siegloch hat ein zweites Buch geschrieben.

Gerhard Siegloch lässt seinem 2017 erschienen Buch „Aus dem Alltag einer kinderreichen Familie“ einen zweiten Band folgen. Wie der Vorgänger ist das Buch mit seinen 124 Seiten in Großformat (Hardcover) wieder reich bebildert. Der Titel „Erinnerungen“ verspricht, dass es wieder um Familiengeschichte geht, doch das Buch ist in Text und Bild viel mehr. Der Mathematiker und Physiker Gerhard Siegloch, jahrzehntelang ein beliebter Lehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, interessierte sich neben seinen Studienfächern und seinem Beruf auch immer für die Geschichte seiner Familie und bewahrte Erinnerungsstücke aus seiner eigenen Vergangenheit auf.
In dem Kapitel „Alles hat seine Zeit – Geschichten und Erinnerungen zum Abriss des Wohnhauses Hindenburgstr. 26“ schreibt er: „Das Rosenbäumchen wurde meiner Patentante „Dödele“ zum Geburtstag geschenkt. Um es vor der Zerstörung zu retten, habe ich das Bäumchen in Metzingen ausgegraben und in Neuhausen wieder gesetzt, zurück geschnitten und gegossen“ (S. 65). Genau so hat er Erinnerungstücke aus seiner Familie und der Familie seiner Frau gesammelt und aufbewahrt. Es sind Texte (darunter Koch- und Backrezepte, Strickanleitungen), Fotos, Zeichnungen, Hauspläne u. a. m. Diese hat er in seinem Buch zu einem bunten, facettenreichen Kaleidoskop zusammengestellt. Das Besondere an dem Band ist, dass er ausgehend von einer Person seiner Familie allgemeine Bezüge herstellt und so überraschende und interessante zusätzliche Informationen bietet. Eine seiner Tanten ging in die Hahn’sche Gemeinschaft. In diesem Zusammenhang informiert Gerhard Siegloch über die Geschichte, Organisation, Praxis und Lehre der aus dem schwäbischen Pietismus entstandenen Versammlungsbewegung. Da in vielen Wohnungen der „Hahner“ bis auf den heutigen Tag eine Lithografie von Michael Hahn zu finden ist, erlaubt er sich zudem einen interessanten, bilderreichen Exkurs in die Technik und Geschichte dieses Druckverfahrens, das heute noch bei der Wiedergabe von Kunstwerken genutzt wird.
Die Familie seiner Frau Traude hatte wirtschaftliche und persönliche Beziehungen zu einer Sägemühle in Hausen an der Lauchert, zwischen Hörschwag und Stetten. Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den beiden ledigen Schwestern Marie und Klara Walz jahrzehntelang geführt. Ihre Geschichte wurde im Silberburgverlag veröffentlicht und vom SWR verfilmt. Beide Frauen wurden so einer größeren Öffentlichkeit bekannt und Gerhard Siegloch erinnert wieder mit großformatigen, beeindruckenden Bildern an die beiden „Sägerinnen auf der Walz-Mühle“. Sein Buch überrascht und fasziniert so immer wieder neben der eigentlichen Familiengeschichte durch „Ausflüge“ in die Zeitgeschichte. Zum Schmunzeln sind die Erinnerungsstücke über seine Tanzstunde im Jahr 1967: das „Ballgeflüster“ im „Schwofblättlesverlag Metzingen“ mit der Doppelseite „musikbox in stereo“ mit den Namen aller Teilnehmer*Innen und den ihnen zugeordneten (sie charakterisierenden?) Musiktiteln.
Es ist unmöglich, alle Facetten des Buches vorzustellen. Viele Aspekte und Schlaglichter der Familiengeschichte werden angesprochen, auf eine chronologische Darstellung wird dabei bewusst verzichtet. Gerhard Sieglochs Sohn Christoph hat das Buch wieder lebendig und schön gestaltet. Es kann ab sofort in der Metzinger Buchhandlung Widmann erworben werden. Es kostet trotz seiner aufwändigen Ausstattung nur 15 Euro.